Praxis
Am besten lernt es sich voneinander und miteinander. Betrachten wir Kindertagespflege in Hessen, so können wir auf viele gute Beispiele und kreative Ideen blicken, die regional umgesetzt werden.
Wir laden Sie in dieser Rubrik dazu ein, von den Erfahrungen Ihrer Kolleg*innen zu profitieren, sich anregen zu lassen oder selbst zum Ideengeber zu werden und so den Ausbau von Kindertagespflege zu unterstützen.
Erfahren Sie hier mehr über verschiedene Beispiele aus hessischen Standorten, die von den jeweiligen Ansprechpersonen beschrieben werden.
Sie möchten Ihr Praxisbeispiel vorstellen? Dann kontaktieren Sie uns telefonisch oder schreiben eine E-Mail an info(at)hktb.de.
Ihre Beispiele von der Praxis für die Praxis können Sie ohne großen Aufwand auf unserer Homepage veröffentlichen.
Thematischer Schwerpunkt
Festanstellung von Kindertagespflegepersonen
Name der Organisation
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Lahn-Dill e.V.
Informationen zum Standort
Stand: Januar 2022
Lahn-Dill-Kreis
- Anzahl an selbstständig tätigen Kindertagespflegepersonen: 73
- Anzahl der Betreuungsplätze: 291
- Betreuungsquote in der qualifizierten Kindertagespflege: 2021, 0-3 Jahre (3,5 Prozent)
Stadt Wetzlar
- Anzahl an selbstständig tätigen Kindertagespflegepersonen: 13
- Anzahl an festangestellten Kindertagespflegepersonen: 7
- Betreuungsquote in der qualifizierten Kindertagespflege 2021, 0-3 Jahre: (1,2 Prozent)
Lahn-Dill-Kreis:
- 6 Fachberatung (Kreisjugendamt)
Stadt Wetzlar:
- 1 Fachberatung (Stadtjugendamt)
Quelle: HKTB
Kooperationspartner:
Kommunen
- Lahn-Dill-Kreis
- Stadt Herborn
- Gemeinde Greifenstein
- Gemeinde Breitscheid
- Gemeinde Ehringshausen
- Gemeinde Hüttenberg
Firmen
- Bosch Thermotechnik
- Zeiss
- Oculus
Interessante statistische Daten u. a. zur Kindertagespflege finden Sie auf der Webseite des Hessischen Statistischen Landesamtes.
Konzept
In den neun (ab April 2022) AWO-Betreuungsnestern sind Kindertagespflegepersonen in Festanstellung beschäftigt. Die Betreuung der Kinder findet unter den gleichen Voraussetzungen wie im häuslichen Bereich von selbständig tätigen Kindertagespflegepersonen statt.
Die Kindertagespflege in dieser Form bleibt eine weitgehend flexible und familiennahe Betreuungsform, die durch die Festanstellung institutionalisiert wird. Durch angestellte Kindertagespflegepersonen in unterschiedlichen Arbeits- und Zeitmodellen ist auch die Vertretung unter den Kindertagespflegepersonen geregelt und gesichert.
Das unternehmerische Risiko (Räumlichkeiten, Ausstattung, Sicherheitsstandards, Auslastung, Vertretung im Krankheits- und Urlaubsfall etc.) liegt beim Träger.
Kindertagespflege in Festanstellung soll eine Alternative zur hauptberuflichen Selbstständigkeit darstellen und künftigen Kindertagespflegepersonen eine langfristige berufliche Chance in der Kindertagesbetreuung bieten.
Interessierte Kommunen oder Firmen haben die Möglichkeit eine Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt einzugehen. Für Kommunen ist es ein Baustein zur Erfüllung des Rechtsanspruchs. Firmen können damit den eigenen Arbeitnehmern eine verlässliche Kleinkinderbetreuung bieten und so ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen.
Drei Fragen zu Ihrem Beispiel
Nachdem Sie Ihr Beispiel beschrieben haben, was ist aus Ihrer Sicht an Umsetzungsschritten unverzichtbar?
- Man braucht den Willen, neue Wege zu gehen oder sinnvolle Adaptionen für den Fachbereich zu finden. Wir haben hier im LDK und der Stadt Wetzlar den großen Vorteil, dass seitens der Jugendämter der nötige Pioniergeist vorhanden ist.
Was sind die drei größten Hürden in der Umsetzung?
- Anpassung der Rechtsnormen auf Festanstellung, geeignetes Personal (Eigenständigkeit im Team ist die Herausforderung), jedes Jugendamt hat seine eigene Satzung.
Welche ersten Schritte empfehlen Sie anderen Standorten, die sich auf den Weg machen wollen, um Kindertagespflege als Festanstellung zu installieren?
- Abstimmung mit allen Kooperationspartnern und in den Austausch mit dem zuständigen Jugendamt treten.
Sie haben Fragen zu dem beschriebenen Praxisbeispiel?
Ansprechpartnerin für Kindertagespflege-Nester: Frau Annegret Müller
Tel.: 02772 / 9596-28
E-Mail: a.mueller(at)awo-lahn-dill.de
Thematischer Schwerpunkt
Partizipation/ Elternbeirat in der Kindertagespflege
Name der Organisation
Magistrat der Stadt Maintal
Informationen zum Standort
Stand: März 2022
Anzahl an selbstständig tätigen Kindertagespflegepersonen: 23
Anzahl der Betreuungsplätze: 103
Quelle: Servicestelle Kindertagespflege Maintal
Interessante statistische Daten u. a. zur Kindertagespflege finden Sie auf der Webseite des Hessischen Statistischen Landesamtes.
Konzept
Bereits seit 2011 hat die Servicestelle Kindertagespflege Maintal (kurz: SKM) einen Elternbeirat. Die Eltern, deren Kinder in Kindertagespflege betreut werden, wählen aus ihrer Mitte zwei Vertreter*innen und zwei Stellvertreter*innen. Für ein Jahr vertreten diese gegenüber der Stadt Maintal und dem Jugendhilfeträger (Zentralstelle für Kinderbetreuung des MKK) ihre Interessen. Gleichzeitig werden sie über die aktuellen Entwicklungen in der Kindertagespflege allgemein und vor Ort informiert. Die gewählten Elternvertreter/innen sind sodann Mitglieder des Stadtelternbeirates der Stadt Maintal (kurz: StEB).
Elternbeirat im kurzen Überblick:
- Zur Sicherstellung der Elternbeteiligung/-vertretung wird jährlich eine Elternversammlung abgehalten, zu der die zuständige Organisationseinheit der Stadt Maintal einlädt. Diese wählt zwei Elternvertreter/-innen und zwei Stellvertreter/-innen.
- Wahlberechtigt sind alle Personensorgeberechtigten, deren Kind am Tag der Elternversammlung in der Maintaler Kindertagespflege betreut wird.
- Die Wahl der Elternbeiräte wird jährlich bis zum 1. Oktober durchgeführt.
- Quartalsweise finden Sitzungen mit Elternbeirat statt.
Ziele mit Blick auf Familien:
- Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Umsetzung der gesetzlich verankerten Gleichrangigkeit
- Elternbeteiligung von Anfang an im Gesamtsystem Betreuung in Maintal (Vertretung im Stadteleternbeirat)
- Umsetzung von Wunsch- und Wahlrecht
- Kompetenzen erkennen und nutzen (bedarfsgerechte Angebote mit Eltern gemeinsam weiterentwickeln)
- Eltern als Experten ihrer Kinder
Drei Fragen zu Ihrem Projekt
Nachdem Sie Ihr Projekt beschrieben haben, was ist aus Ihrer Sicht an Umsetzungsschritten unverzichtbar, damit das Projekt erfolgreich ist?
Unverzichtbar sind Orte für Begegnungen von Familien. Diese müssen geschaffen werden, da sie naturgemäß in der Kindertagespflege nicht vorhanden sind. Familien mit unterschiedlichen Kindertagespflegestellen in verschiedenen Stadtteilen treffen sich zu Spielnachmittagen, Eltern-Kind-Nachmittage oder Sommerfesten. Im Rahmen des Sommerfestes findet auch die Elternbeiratswahl statt.
Welche sind die drei größten Hürden in der Umsetzung des Projekts?
- Durch die pandemische Lage können diese Begegnungsorte nicht mehr stattfinden, online ist es schwierig umsetzbar.
- Den Kindertagespflegepersonen kommt die wichtige Funktion als Vermittler*in zu. Die persönliche Ansprache ist gewichtiger als anonyme Emails der SKM.
- Eine Briefwahl ist aufwändiger in der Organisation und Durchführung als die Wahl vor Ort, dies beginnt bereits bei der Vorstellung der Kandidat*innen.
Welche ersten Schritte empfehlen Sie anderen Standorten, die sich auf den Weg machen wollen?
Grundlegend muss der politische Wille zur Umsetzung der Gleichrangigkeit vorhanden sein, denn dies hat u.a. finanzielle Folgen für die Kommune:
- Einkommensstaffelung
- Geschwisterermäßigung
- Rückzahlungen von Elternbeiträgen im Lockdown
Sie haben Fragen zu dem beschriebenen Praxisbeispiel?
Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Julia Horn, Leitung SKM
Tel.: 06181/ 4901521
E-Mail: skm(at)maintal.de
Internet: www.maintal.de